Von Norderney bis Thailand – Reisen mit Kleinkind

Nela und Sohn
Nela und Sohn am Strand

Christian und ich waren schon immer gerne unterwegs. Beruflich und privat. Berlin, Bangkok, New York – das waren die Städte, in denen wir uns am liebsten aufgehalten haben. Was haben wir noch als kinderloses Paar philosophiert, wie wir auch mit Baby diesem Drang in die Ferne zu reisen immer nachkommen werden. Ein Baby, das gerne unterwegs ist, ist schließlich Erziehungssache, oder?

Wir wurden eines besseren belehrt. Während andere frischgebackenen Eltern lange Spaziergänge mit ihrem Baby im Kinderwagen, natürlich friedlich schlummernd, machen, am Wochenende ins Lieblingscafé gehen und direkt den nächsten Urlaub mit ordentlich langer Anreise planen, haben wir die ersten Wochen quasi nur zuhause verbracht. Unser Baby hasste es im Kinderwagen geschoben zu werden, im Café war es ihm zu laut und zu warm und Auto fahren war der reinste Horror. Klar, dass unser Drang nach einer Fernreise plötzlich gegen null lief.

Um nicht komplett in eine postnatale Reisedepression zu verfallen, haben wir uns immer wieder daran erinnert, dass schließlich alles nur „eine Phase“ ist und haben uns langsam, Schritt für Schritt aus unserer Wohnung weg bewegt. Das Highlight war wirklich, als wir 6 Wochen nach der Geburt, endlich mal wieder frühstücken gegangen sind.

Als sich unsere neue Familiensituation stabilisiert hatte (wir sind zu allem Überfluss auch noch umgezogen, als Nicolas zwei Monate alt war), wollten wir unserem Knödelchen, die Welt langsam, Schritt für Schritt, schmackhaft machen und planten unsere erste Reise erstmal nach Norderney. Nicolas war 8 Monate alt und alles sprach für einen Urlaub in Deutschland. Eine überschaubare Anreisezeit, Ärzte in der Nähe, man spricht deutsch. Wir hatten das Gefühl , dass wir, für den Fall, dass Nicolas den Familientrip genauso mies finden sollte wie Kinderwagen fahren, wir trotzdem Herr der Situation bleiben würden. Und am Ende war es wirklich ein wunderschöner Urlaub. Meine Eltern (die besten Babysitter der Welt) haben uns begleitet, wir konnten die Zeit gemeinsam völlig genießen und das war auch der erste Schritt, der uns ermutigt hat, beim nächsten Urlaub „mutiger“ zu sein.

Das nächste Ziel war also Holland. Auch hier haben wir das Konstrukt „Urlaub mit Großeltern“ angewandt, allerdings nicht in einem Hotel wie auf Norderney, sondern in einem Ferienhaus. Und das funktionierte noch besser, da jeder zwar sein eigenes Reich hatte, aber durch die Gemeinschaftsräume Küche und Wohnzimmer konnte man sich noch flexibler treffen, gemeinsam essen, abends vor dem Kamin lesen. Wir lebten wie in einer großen WG. Ganz nach dem Motto: Alles kann – nichts muss. Nicolas war da gerade ein Jahr alt.

Diese entspannte Stimmung hat dazu geführt, dass auch Nicolas vollkommen entspannt und ausgeglichen war. Abends um 19 Uhr ging es ohne Weinen ins Bett. Nach zwei Minuten hatte er meist geschlafen und morgens pünktlich um 6.30 war er wieder wach und gut gelaunt. Schließlich waren so viele liebe Menschen da, die sich um ihn gekümmert haben und der Tag war voller Action und neuer Erlebnisse.

Im Mai 2017 haben wir die erste Flugreise gewagt. Mein Bruder und seine Verlobte sind große Fans von Teneriffa und nach den vorherigen guten Urlaubserfahrungen, wollten wir den ersten Strandurlaub ausprobieren. Nicolas war da 1 Jahr und 2 Monate alt. Für den Flug habe ich mich bestens gerüstet. In der Wickeltasche hatte ich einiges an geschnittenem Obst (Trauben, kleine Apfelstücke und Heidelbeeren sind bei Nicolas der Renner), eine Playlist auf Spotify mit den Lieblingsliedern (u.a. Kikaninchen und Biene Maja) und die Blende an den Fenstern im Flugzeug haben die 4,5h wortwörtlich wie im Flug vergehen lassen. Außerdem sind wir mittags geflogen, was zur Folge hatte, dass Nicolas seinen Mittagsschlaf direkt im Flugzeug machen konnte. Ich habe meinen Sohn von einer ganz neuen Seite kennen gelernt. So neugierig und aufgeschlossen, voller Abenteuergeist und den Drang neues zu erleben, in sich aufzusaugen und daran zu wachsen. Neues Klima, anderes Essen, schwimmen im Pool, barfuß durch den Sand – alles neu und aufregend. Genau so haben wir uns das gewünscht. 

Ich hoffe, dass dies eine Phase ist, die ihn sein Leben lang begleiten wird. Das Reisen genauso zu lieben, wie seine Eltern. Ferne Länder und Kulturen kennen lernen, aufgeschlossen und respektvoll anderen Menschen begegnen. Wir sind schon sehr gespannt, wo uns der nächste Urlaub hinführen wird.